Erzeugende Produktabhängigkeiten

Eine erzeugende Produktabhängigkeit beschreibt, in welchen Produktexemplaren der Ausgangsprodukte die Bedingungen für die Erstellung von Produktexemplaren der Zielprodukte festgelegt werden. Die erzeugenden Produktabhängigkeiten sind somit eine Menge von wesentlichen Regeln, die bei der Planung und Ausgestaltung eines V-Modell-Projektes entsprechende Hilfestellung bieten. In den folgenden Abbildungen sind diese erzeugenden Produktabhängigkeiten jeweils als gerichtete Pfeile von den erzeugenden Produkten zu den erzeugten Produkten dargestellt.

Wie Abbildung 5 darstellt, werden die Projektmanagementprodukte gemäß den Vorgaben des Projekthandbuchs und des Projektplans erstellt. Die Qualitätssicherungsprodukte sind entsprechend den Vorgaben des QS-Handbuchs und des Projektplans zu erstellen.

Abbildung 5: Erzeugende Produktabhängigkeiten der Managementprodukte im Überblick

Ausschreibungskonzept, Kriterienkatalog für die Angebotsbewertung und die Ausschreibung werden entsprechend den Vorgaben aus dem Projekthandbuch des Auftraggebers erstellt. Bei der Vergabe von Unteraufträgen ist zusätzlich die Make-or-Buy-Entscheidung Ausgangspunkt der Erstellung dieser Produktexemplare.

Die Ausschreibung des Auftraggebers wird über die in Abbildung 6 dargestellte Auftraggeber-/Auftragnehmer-Schnittstelle übergeben. Auf der Seite des Auftragnehmers wird dieses Produkt als Ausschreibung (von AG) bezeichnet. Zusammen mit einer positiven Bewertung der Ausschreibung führt dies zu der Erstellung des Angebots. Dieses wird auf der Auftraggeberseite als Angebot (von AN) bezeichnet.

Auf dieser Basis wird gemäß den Vorgaben des Projekthandbuchs und gegebenenfalls der zugehörigen Make-or-Buy-Entscheidung eine Angebotsbewertung erstellt. Auf Basis des Vertrags und der Vertragszusätze (Vertragszusatz), die im Rahmen von Änderungsentscheidungen mit erstellt werden, werden die Abnahmeerklärungen, Prüfspezifikation Lieferungen und Prüfprotokoll Lieferungen erstellt.

Auf Seiten des Auftragnehmers ergeben sich aus dem Vertrag (von AG) und den Vertragszusätzen (von AG) (Vertragszusatz (von AG)) die Erstellung der Lieferungen, der Projektstatusberichte und des Projektabschlussberichtes. Diese werden wiederum über die Auftraggeber-/Auftragnehmer-Schnittstelle an den Auftraggeber übergeben.

Abbildung 6: Erzeugende Produktabhängigkeiten der Auftraggeber-/Auftragnehmer-Schnittstelle im Überblick

Abbildung 7 zeigt die Erstellung der Produkte im Rahmen der Systemerstellung. Architekturen und Prüf- und Integrationskonzepte sowie die Gesamtsystemspezifikation sind grau eingefärbt. Sie machen Vorgaben über Existenz und Inhalt aller Produkte, die innerhalb der gleich eingefärbten Kästen unterhalb angeordnet sind.

In der Gesamtsystemspezifikation (Pflichtenheft) wird festgelegt, ob und wie viele Unterstützungssysteme und zu System und Unterstützungssystem gehörende logistische Unterstützungsdokumentationen zu erstellen sind. Dabei wird für System, Unterstützungssysteme und Logistische Unterstützungsdokumentationen jeweils der Umfang der notwendigen Dokumentationen festgelegt. Das heißt, es wird entsprechend Abbildung 7 festgelegt, ob beispielsweise für das Unterstützungssystem eine Systemspezifikation, eine Anwenderaufgabenanalyse und ein Datenbankentwurf zu erstellen sind.

Die Produkte Prüfprotokoll Systemelement , Prüfprozedur Systemelement, Prüfspezifikation Systemelement, Prüfprotokoll Benutzbarkeit, Prüfspezifikation Benutzbarkeit und Gefährdungs- und Systemsicherheitsanalyse können für jedes Systemelement erstellt werden und sind zur besseren Lesbarkeit der Abbildung nur durch "..." angedeutet.

Abbildung 7: Erzeugende Produktabhängigkeiten der Systemerstellung im Überblick

Für das zu erstellende System existiert wiederum eine Systemarchitektur. Sie beschreibt die Dekomposition des Systems bis auf Einheitenebene, das heißt, sie identifiziert Segmente, SW- und HW-Einheiten und entscheidet über die Möglichkeiten zur Verwendung Externer Einheiten. Zusammen mit dem Implementierungs-, Integrations- und Prüfkonzept System liefert sie die Vorgaben für die zu erstellenden zugehörigen Dokumente zu Segmenten, Externen Einheiten, HW-Einheiten und SW-Einheiten. Analoges gilt für die Unterstützungs-Systemarchitektur und das zugehörige Implementierungs-, Integrations- und Prüfkonzept Unterstützungssystem .

SW- und HW-Einheiten ihrerseits besitzen eine eigene Architektur und ein eigenes Prüf- und Integrationskonzept, mit der gleichen Funktion wie ihre Pendants auf Systemebene. Lediglich die Verwendung nicht selbst erstellter Elemente, wie durch die Externe Einheiten auf Systemebene, ist innerhalb von SW- und HW-Einheiten nicht möglich. Der Produktumfang jeder logistischen Unterstützungsdokumentation wird in der Spezifikation logistische Unterstützung geregelt.

Wie Abbildung 8 zeigt wird, um ein Organisationsspezifisches Vorgehensmodell einzuführen oder zu pflegen, zunächst die Prozessreife der betreffenden Organisation beurteilt. Auf Basis der dabei entstehenden Bewertung eines Vorgehensmodells werden dann ein Verbesserungskonzept für ein Vorgehensmodell und schließlich das neue Vorgehensmodell selbst erarbeitet.

Abbildung 8: Erzeugende Produktabhängigkeiten des organisationsspezifischen Vorgehensmodells im Überblick

© Bundesrepublik Deutschland, 2004, alle Rechte vorbehalten. V-Modell® ist eine geschützte Marke der Bundesrepublik Deutschland.