Nach der projektspezifischen Anpassung des V-Modells steht die zu verwendende Projektdurchführungsstrategie fest. Diese Projektdurchführungsstrategie gibt die Reihenfolge der im Projekt zu erreichenden Projektfortschrittsstufen vor. Eine Projektfortschrittsstufe wird dabei durch einen Entscheidungspunkt repräsentiert.
Die konkrete Anzahl der Entscheidungspunkte und der zugehörigen Projektfortschrittsstufen hängt von den Erfordernissen des durchzuführenden Projektes ab. Die Projektdurchführungsstrategie gibt hier nur den allgemeinen Rahmen vor, der entsprechend durch das Projekt entsprechendauszugestalten ist.
Beispielsweise soll im Rahmen einer Systemerstellung zuerst ein Prototyp des Systems zur Validierung der erarbeiteten Gesamtsystemspezifikation (Pflichtenheft) erstellt und dann auf der Basis der dabei gewonnenen Erfahrungen die eigentliche Systementwicklung beauftragt werden. Wie Abbildung 10 illustriert werden dann im V-Modell-Projekt des Auftraggebers die Entscheidungspunkte Anforderungen festgelegt , Projekt ausgeschrieben , Projekt beauftragt und Abnahme erfolgt zweimal eingeplant: einmal für den Prototyp und ein weiteres Mal für das eigentliche System.
Diese projektspezifische Ausgestaltung der Projektdurchführungsstrategie erfolgt im Rahmen der Projektplanung durch den Projektleiter und wird im Projekthandbuch sowie im Projektplan festgehalten.
Abbildung 10: Projektspezifische Ausplanung der Projektdurchführungsstrategie
Das Grundgerüst für eine detaillierte Projektplanung und -organisation ist damit vorgegeben. Die Entscheidungspunkte der Projektdurchführungsstrategie geben die Reihenfolge der fertig zu stellenden Produkte vor. Ein Produkt, das in jedem Projekt genau einmal zu erstellen ist, wird im V-Modell als initiales Produkt bezeichnet. Diese und die von den Entscheidungspunkten vorgegebenen Produkte können sofort mit den zugehörigen Aktivitäten eingeplant werden.
Weitere einzuplanende Produkte und Aktivitäten ergeben sich entsprechend den so genannten erzeugende Produktabhängigkeiten. Eine erzeugende Produktabhängigkeit besagt, dass bestimmte Inhalte in einem bereits erstellten Produkt verbindlich die Erstellung weiterer Produkte nach sich zieht. Das V-Modell beinhaltet beispielsweise eine erzeugende Produktabhängigkeit, die festlegt, dass für jede HW-Einheit, die in der Systemarchitektur identifiziert wurde, eine zugehörige HW-Spezifikation erstellt werden muss. Detailliert beschrieben sind die erzeugenden Produktabhängigkeiten in der V-Modell-Referenz Produkte.
Gemäß diesen erzeugenden Produktabhängigkeiten muss der Projektplan also gegebenenfalls um weitere Produkte und Aktivitäten ergänzt werden. Darüber hinaus können natürlich zusätzliche Produkte und damit auch Aktivitäten eingeplant werden, wobei immer die definierten erzeugenden Produktabhängigkeiten zu berücksichtigen sind.
© Bundesrepublik Deutschland, 2004, alle Rechte vorbehalten. V-Modell® ist eine geschützte Marke der Bundesrepublik Deutschland.